Kleine Vereinsgeschichte

 

Vorläufer des SC Kevelaer
Wie alles begann...
Gesellige Veranstaltungen
Sportliche Höhepunkte

Vorläufer des SC Kevelaer

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in Kevelaer vereinsmäßiges Schach gespielt. Die Kolpingfamilie Kevelaer um Johann Derks (geb. 1892, rechts am Brett) stellte bereits in den 30er Jahren eine Schachmannschaft.

Johann Derks war auch Mitbegründer des SC Kevelaer und seit 1954 dessen Ehrenvorsitzender.

Kolping-Schach um 1930
Kolping-Schachmannschaft um 1930

Kolping-Schach um 1930
Rückseite:
„Frühere Schachmannschaft
der Kolpingsfamilie Kevelaer
Am Brett rechts Johann Derks
unser langjähriges Mitglied“

Wie alles begann…

Brief von 1948
Frühe Korrespondenz um die Aufnahme in den Schachverband Linker Niederrhein
(Klick ins Bild führt zu größerer Darstellung)

Im Februar 1948 kam es zur Gründung des Schachclub Kevelaer; 1. Vorsitzender wurde Horst Malz. Mit dem anlaufenden Spielbetrieb wurde ein geeignetes Spiellokal gesucht und 1949 fand man im „Hotel Voss“ am Kapellenplatz eine ideale Spielstätte, wo der Verein 38 Jahre bis 1987 beheimatet war. Hiernach wechselte der Verein zur Gaststätte Scholten „Zum Einhorn“ an der Twistedener Straße, wo bis zum Herbst 2023 jeden Donnerstag Abend in ausgezeichneter Atmosphäre gespielt wurde. Seitdem ist der Verein im Caritas-Mehrgenerationenhaus an der Sonnenstraße beheimatet.

Altes Vereinslogo
Ehemaliges Vereinslogo (1948-1996), Zusatz „e.V.“ seit 1986

Nach mehreren Freundschaftskämpfen mit Schachvereinen aus den damaligen Kreisen Geldern und Kleve erhielt der SC Kevelaer im Jahre 1951 den Startschuss für Vereinskämpfe in der A-Klasse der Gruppe Nord des Schachbezirk Niederrhein.

Dieser Zeitungsausschnitt und die folgenden drei Bilder aus dem Jahr 1953 wurden uns freundlicherweise vom ehemaligen Mitglied Herbert Opwis zur Verfügung gestellt (Scan und Restauration: Thomas Rauers 2022).

Vereinsleben 1953

Vereinsleben 1953 Unten links: Jan Breidenbach, oben v.l.n.r.: Emil Richter, Herbert Opwis, Hans Willems

Vereinsleben 1953 Hinten stehend v.l.n.r.: Gerd Brauwers, Herbert Opwis, Karl Wilbers, Alfred Boetselaer, Jan Breidenbach
Vorne sitzend v.l.n.r.: Jan Derks, Tierarzt van Bettray, „der Uhrmacher von der Maasstr.“

Vereinsleben 1953
Hinten stehend v.l.n.r.: Alfred Boetselaer, Jan Breidenbach, Peter Breidenbach, Günter Boetselaer, Horst Malz, Herbert Opwis, unbekannt, Karl Wilbers, Willi Willems, Hannes Selders
links vom Tisch: Jan Derks, Emil Richter;
am Kopfende und rechts v.l.n.r.: Theo Verheyen, Gerd Brauwers, Hans Willems, Carl Ferrari, Herbert Holtappels

Bericht der Rheinischen Post vom 12.11.1964 Bericht der Rheinischen Post vom 12.11.1964

Bericht der Rheinischen Post vom 19.06.1968 Bericht der Rheinischen Post vom 19.06.1968

Im Verlauf der vergangen 58 Jahre war der Schachclub Kevelaer wiederholt bei befreundeten Vereinen zu Gast, u. a. bei dem Gehörlosenverein TUS Essen, Blindenschachclub Mönchengladbach, den Schachvereinen Venlo-Blerick in Holland, Eupen in Belgien und Bury St. Edmunds in England.

Bericht der Rheinischen Post vom 07.04.1973 Bericht der Rheinischen Post vom 07.04.1973

Aushängeschild des Vereins war das im Jahre 1998 verstorbene Gründungsmitglied Hans Willems. Er machte zusammen mit seinem Bruder Willi den Verein auch über die Grenzen Kevelaers bekannt und konnte im Verlauf seiner einzigartigen Karriere über 50 Titel im Verein und auf Bezirksebene sammeln.

1986 wurde der Verein unter den damaligen 1. Vorsitzenden Hans-Dieter Moll in das Vereinsregister eingetragen.

Neues Vereinslogo
Heutiges Vereinslogo (seit 1997)

Der Verein zeichnet sich auch durch erstklassige Jugendarbeit aus, die mit Horst Malz 1951 ihren Anfang mit der Gründung einer Jugendabteilung fand und in den 70er Jahren durch Willi Verheyen und Hein Flintrop fortgesetzt wurde. Die Tradition guter Jugendarbeit wurde mit Hans-Werner Vonk und Karl-Heinz Leonardi weitergeführt. Der aktuelle Jugendwart des Vereins ist David Tuinenburg, aktiv unterstützt von Peter Drißen, Michael Maubach und Ludger Simons.

K-H. Leonardi, W. Verheyen
Karl-Heinz Leonardi, Willi Verheyen †

Gesellige Veranstaltungen

Langjährige Mitglieder erinnern sich gerne an die frühen Karnevalsabende im ehemaligen Vereinslokal Voss „Zum Weißen Kreuz“. Besonders die Klappversreime - vorgetragen u.a. von Heinz Schauenberg, Heinrich Flintrop, Herbert Holtappels und Theo Helmus - sorgten damals für ausgelassene Stimmung. Sehr beliebt sind auch die Radtouren, gespickt mit kleinen Spieleinlagen: Favorit dürfte das „Kirschkernweitspucken“ sein (wobei manch einer Weitspucken mit Runterschlucken verwechselte), gefolgt vom „Büchsenwerfen“ und „Eierlaufen“. Neben diversen Minigolfturnieren mit anschließendem Grillen waren auch die Fußballspiele „Alt gegen Jung“ ein absoluter Höhepunkt des geselligen Treibens bei meist deutlichen Konditionsvorteilen bei den Junioren.

Sommerfest
Sommerfest in den 90er Jahren

Die „Bunten Abende“, jeweils zum Jahresausklang, wurden während der Amtszeit des Vorsitzenden Hans-Dieter Moll erstmalig 1986 eingeführt. Zum 40jährigen Vereinsjubiläum 1988 fand ein großer Jubiläumsabend mit Auftritten einiger Mitglieder - u. a. Herbert Holtappels mit Tochter Silvia - und lokaler Größen wie Karl Timmermann, Sandy van Ry, Colonia-Duo und der Gruppe Matinee statt. Unvergessen auch die Auftritte der Mitglieder Ferdi Nordhorn als „Mireille Mathieu“ und „Heino“, die „Beatles“ mit Norbert Meis, Michael Stienen, Hans-Dieter Moll und Hans-Werner Vonk oder die „Vielharmoniker“ - eine Gruppe die sich aus den vier „Beatles“ inkl. Michael Maubach und Gerd Reffeling zusammensetzte. Die geselligen Veranstaltungen spielen eine wichtige Rolle im Vereinsleben; kein Wunder - ist doch Herbert Holtappels im Kevelaerer Karneval eine feste Größe, Theo Helmus war der Festkettenträger von 1997 und Hans-Dieter Moll Karnevalsprinz von 1999.

1993 bildete sich aus den Reihen des Vereins der Kegelclub „De stomme Hönd“ mit den Gründungsmitgliedern Heiner Janssen, Harald van Leyen, Michael Maubach, Hans-Dieter Moll, Thomas Rauers und Hans-Werner Vonk.

Sportliche Höhepunkte

Hans Willems gewann in der Saison 1949/50 seine erste Stadtmeisterschaft; 15 weitere sollten folgen. Willi Willems wurde 1953/54 erstmalig Stadtmeister und holte diesen Titel noch neun Mal. Hans Willems wurde 1960 zum ersten Mal Kreismeister von Geldern und Kleve.

Partie Unzicker-Willems 1967
Original-Partieformular GM Wolfgang Unzicker - Hans Willems (1957)
(Klick ins Bild führt zu größerer Darstellung)

1961 spielte IM Ernö Gereben (Schweiz) an 32 Brettern simultan: Willi Willems und Holtappels gewannen, Kühnert, Wieting, Helmus und Faust remisierten. IGM Michail Tal (UdSSR) spielte in Köln simultan. Holtappels spielte als letzter ca. eine Stunde allein gegen den amtierenden Weltmeister und schaffte ein Remis.

H.Holtappels, W.Willems, H.Willems
v.l.n.r.: Herbert Holtappels †, Willi Willems †, Hans Willems †

1966 wurde Hans Willems Bezirksmeister des Niederrheinischen Schachverbandes. GM Klaus Darga (Deutschland) spielte 1968 in Kevelaer simultan; K. Wilbers gelang ein Remis.

1971 wurde Hans Willems zum ersten Mal Kreisblitzmeister; diesen Titel zu holen schafften 1972 Willi Willems, 1973 Franz Verheyen, 1975 Wolfgang Grube (erstmalig) und 1978 Hans-Werner Vonk.

Aus Anlass des 25jährigen Vereinsjubiläums fand 1973 auf Initiative von Herbert Holtappels das erste Karfreitag-Blitzturnier für 4er Mannschaften bei Scholten statt. In drei Klassen wurde um den Goldenen, den Silbernen und den Bronzenen Springer geblitzt. In der Blütezeit dieses Turniers kamen bis zu 300 Schachbegeisterte - unter ihnen zahlreiche Titelträger - aus ganz Deutschland nach Kevelaer.

Wolfgang Grube wurde 1974 Mitglied und gewann 1975/76 seine erste von insgesamt neun Stadtmeisterschaften. 1978 wurde Grube Bezirkspokalsieger.

Marlies Boes wurde 1977 Bezirksmeisterin der weiblichen Jugend und erzielte die erste Qualifikation in der Vereinsgeschichte auf NRW-Ebene.

Die 1. Mannschaft schaffte 1979 ungeschlagen den Aufstieg in die Verbandsliga mit folgender Besetzung: Grube, Hans Willems, Willi Willems, Vonk, Moll, Franz Verheyen, Hölting und Holtappels und blieb 10 Jahre in der gleichen Besetzung in dieser Spielklasse.

1. Mannschaft 1979
Die 1. Mannschaft 1979, v.l.n.r.: Siegfried Hölting, Hans-Werner Vonk, Franz Verheyen †,
Wolfgang Grube, Hans Willems †, Hans-Dieter Moll †, Herbert Holtappels †, Willi Willems †

IGM Gudumdur Sigurjonsson (Island) spielte 1981 simultan in Geldern an 40 Brettern: Moll, Grube, Holtappels und Hans Willems gewannen, Vonk und Hölting remisierten.

Hans-Werner Vonk gewann 1984/85 seine erste von insgesamt 16 Stadtmeisterschaften. 1986 fand die 1. Offene Deutsche Schacheinzelmeisterschaft in Krefeld, u.a. mit den IGM Nigel Short und John Nunn, statt. Losglück für Hans Willems: er unterlag in der ersten Runde gegen IGM John Nunn (England), damals 10. der Weltrangliste.

Aus Anlass des 40jährigen Vereinsjubiläums fand 1988 im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus ein Einladungs-Schnellschachturnier für 4er-Mannschaften statt. Die 1. Mannschaft des Vereins mit Vonk, Grube, H. Willems und Moll schlägt sich achtbar. Hans Willems wurde im gleichen Jahr für 40jährige ununterbrochene Mitgliedschaft in der 1. Mannschaft zu deren Ehrenspielführer ernannt.

1990 war IGM Vlastimil Hort (Deutschland) zu Gast in Kevelaer und spielte in der Volksbank an 40 Brettern simultan: Grube gewann, Hans Willems erzielte ein Remis.

Ein großer Erfolg gelang der neu gegründeten 8er-Jugendmannschaft im Jahre 1994, als der Aufstieg in die Jugend-Regionalliga mit einem 2. Platz in der Verbandsliga nur knapp verfehlt wurde. Die Jugendlichen Ravi Gandhi und Sascha Meis wurden zu einem Talentsichtungswettbewerb auf NRW-Ebene eingeladen.

1998 gehörte Ehrenspielführer Hans Willems 50 Jahre ununterbrochen der 1. Mannschaft an; kurz darauf verstarb er nach langer schwerer Krankheit. In diesem Jahr feierte auch der Verein seinen 50. Geburtstag.

Eine große Verstärkung für unseren Verein war der Eintritt etlicher Gelderner Schachspieler nach der Auflösung des „Schachkreises Mühlenturm Geldern“ im Jahre 2005. Unter den Spielern, die nach Kevelaer wechselten, waren u.a. die Spitzenspieler Wilfried Fiederling, Peter Supplieth und Dr. Thomas Hartung. Ebenfalls „wechselte“ Hans-Werner Vonk - der seit der Saison 2000/01 für Geldern spielte - wieder zurück nach Kevelaer.

Die Erfolge blieben nicht aus; so konnte in der Saison 2005/06 die 1. Mannschaft in die Verbandsklasse und die 3. Mannschaft in die Bezirksklasse aufsteigen und die 2. Mannschaft den zweiten Platz in der Bezirksklasse erreichen.

Nach über 10jähriger „Abstinenz“ schaffte die erste Mannschaft in der Saison 2007/08 nach einem dramatischen Finale gegen Tornado Hochneukirch den direkten Aufstieg in die Verbandsliga - mit neun Siegen aus neun Runden mehr als verdient! Zwar stieg die Mannschaft im darauffolgenden Jahr wieder ab, aber in der Saison 2009/10 gelang der direkte Wiederaufstieg, und seit der Saison 2010/11 spielt das Kevelaerer Spitzenteam wieder ununterbrochen in der Verbandsliga.

Im September 2018 verstarb plötzlich und unerwartet im Alter von nur 61 Jahren Hans-Dieter Moll, langjähriger erster und zu dieser Zeit zweiter Vorsitzender des Vereins.

Die Corona-Pandemie traf auch den Schachclub Kevelaer. Ab Anfang 2020 mußte der Spielbetrieb komplett eingestellt werden, erst im Herbst 2021 wurde die abgebrochene Saison beendet. Da während der Lockdown-Phasen aber das Online-Schach populär wurde, konnte der Verein nach der Pandemie vor allem im Jugendbereich einen erstaunlichen Zuwachs verzeichnen.

In dieser Zeit feierte Franz Verheyen seine 60jährige Mitgliedschaft; er verstarb nach längerer Krankheit im Herbst 2023 im Alter von 87 Jahren.

Herbert Holtappels konnte Anfang 2022 sein 70jähriges Vereinsjubiläum feiern; nur wenige Monate später verstarb er im Alter von 86 Jahren.

Im Jahr 2023 feierte der Verein sein 75jähriges Bestehen. Ins Jubiläumsjahr fiel auch eine weitreichende Änderung im Vereinsleben: nach 36 Jahren verließ der SC Kevelaer sein Spiellokal „Zum Einhorn“ und richtet seitdem die Spielabende im Caritas-Mehrgenerationenhaus an der Sonnenstraße aus.

Text und Bilder: H.-W. Vonk, Th. Rauers; letzte Änderung: 21.01.2024